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Der Traum vom Rennfahrerdasein - Vom Einstieg in den Motorsport - Interview FAZ 2012

Es ist laut. Die Motoren laufen und die düstere Halle füllt sich mit Benzinabgasen. Gespannt sitzen die Fahrer in ihren Karts und schauen auf die Ampelreihe oberhalb der Startlinie. Die roten Ampeln leuchten nacheinander auf, bis sie plötzlich erlöschen und das Rennen beginnt. Alle Teilnehmer treten auf das Gas und die Motoren heulen auf. Ein enormer Lärm schallt durch die Halle und auch der Benzingeruch steigt.

„Mit dem Kartsport hat alles angefangen und mein Interesse für den Motorsport wurde gefestigt“ erzählt Marcel Schaaf nach dem Kartrennen auf der bekannten Heimstrecke in Landau. Schon in frühster Kindheit nahm ihn sein Vater auf die berühmten deutschen Rennstrecken wie den Hockenheimring und den Nürburg-ring mit. Bereits damals war der kleine Junge so fasziniert, das er unbedingt selbst fahren wollte. Nun betreibt er Kartsport und Langstreckentourenwagenrennen als Hobby und versucht, in Amateurklassen Fuß zu fassen.

Immer mehr Menschen scheinen vom Motorsport begeistert, nicht nur weil ein deutscher Fahrer die letzten Saisons der Formel 1 anführte, sondern weil der Sport mit Geschwindigkeit und hochentwickelter Technik die Zuschauer anlockt. Laut der Internetseite quotenmeter.de schauen rund fünfeinhalb Millionen Deutsche regelmäßig die Rennen der Formel 1 im Fernsehen. „Das interessante am Motorsport ist vor allem das Zu-sammenspiel von Mensch und Technik, aus der sich Entwicklungen ergeben, die sich sogar in der Automobilindustrie zeigen“ berichtet der Einsteiger bei einem Langstreckenrennlauf auf dem Nürburgring. So wurde zum Beispiel das KERS, Kinetic Energy Recovery System, das in der Formel 1 zur Rückgewinnung von Energie bei Bremsvorgängen dient, bereits in Hybrid- oder Elektrofahrzeugen vieler Hersteller in ähnlicher Bauweise eingeführt. „Das Teamwork und die gemeinsame Datenauswertung zur Verbesserung des Rennwagens erhält die Spannung, auch wenn die Unterschiede der Geschwindigkeiten wie in dieser Saison der Formel 1 ziemlich gering sind“ betont Marcel vor dem Training für das Langstreckenrennen in einem Renault Clio von seinem Team Teichmann Racing.

Folglich bleibt der Motorsport als moderne Sportart stets reizvoll. „Der Motorsport wird immer Zukunft haben, auch wenn es Kritik gibt, denn der Motorsport ist und bleibt ein Entwicklungsträger für die Automobilindustrie und kann zum Beispiel neue Antriebsmöglichkeiten populär machen“ meint der junge Fahrer und wirkt dabei in seinem silbernen Rennoverall und dem weißen Schutzhelm, der mit einem HANS, head and neck support, zur Stabilisierung und Schutz des Kopf- und Halsbereiches verbunden ist, sehr überzeugend. So wurde in den letzten Jahren kräftig geforscht und gebaut, sodass es mittlerweile sogar Hybridautos als Rennfahrzeuge gibt, die ebenfalls sehr hohe Leistungswerte erreichen.

Trotz der vielen Hightech- Geräte, die den Fahrer im Rennen unterstützen, ist der Sport sehr fordernd und wird zu Recht als Hochleistungssport zu bezeichnet. „Motorsport ist sehr anstrengend. Deshalb ist es wichtig, eine ausgeprägte physische Fitness und mentale Stärke zu haben. Wenn man nicht top trainiert ist, fällt es schwer, sich auf das Rennen zu konzentrieren und dann macht man Fehler und baut im schlimmsten Fall sogar einen Unfall“ sagt Marcel. Im Kartsport erscheinen die körperliche Ausdauer und der nötige Kraftauf-wand untergeordnet, allerdings ist es im Tourenwagenrennbetrieb mit schnellen Rennwagen von enormer Bedeutung, weil die Auswirkungen bei einem Fehler wesentlich größer sein können. Außerdem sind die Belastungen in dieser Kategorie des Motorsports deutlich höher. Im Sommer bedeutet das, voll konzentriert bei 50 bis 60 Grad Celsius in einem Rennauto etwa zwei Stunden zu fahren und den Fliehkräfte, die in den Kurven auf den Fahrer eindrücken, entgegen zu wirken.

Neben dieser Voraussetzung gibt es allerdings noch viele andere Faktoren, die entscheidend dazu beitragen, im Motorsport erfolgreich bestehen zu können.

Zunächst ist natürlich das Talent und fahrerisches Können von großer Bedeutung. „Jemand der gerade so mit Mühe ein Auto auf der Straße bewegen kann, ist nicht wirklich für den Motorsport geeignet“ erklärt der Motorsportbegeisterte. Aber meistens reicht Talent allein nicht aus. „Man kann sich gar nicht vorstellen, was für ein logistischer Aufwand hinter dem Rennbetrieb steckt. Die Rennfahrzeuge müssen ständig an andere Strecken transportiert, gewartet oder repariert werden. Dazu benötigt man ein erfahrenes Team, das die nötigen Mittel bereits mitbringt“ erzählt Marcel. Wieder wird deutlich, dass Motorsport ein absoluter Teamsport ist, auch wenn am Ende nur ein Fahrer das Auto im Rennen steuert. „Nur erfahrene Techniker und Mechaniker können mit ihrem technischen Know How das Rennfahrzeug perfekt auf einen Fahrer abstimmen und die Daten während und nach dem Rennen auswerten. Erst dadurch kann sich das ganze Team kontinuierlich verbessern“ erklärt Schaaf in einer Pause vor dem eigentlichen Langstreckenrennen.

Die Suche nach einem geeigneten Team gestaltet sich aber relativ schwierig, denn man sollte absolutes Vertrauen zu der Crew aufbauen können, um sich in dem vom Team entwickelten Rennfahrzeug sicher zu fühlen. Selbstverständlich wählen dennoch die Rennteams aus, welchen Fahrer sie unterstützen und dabei sind eigentlich nur zwei Faktoren entscheidend. „Entweder hat man ein sehr großes Talent und wird schon als Kind von Talentscouts gesichtet und danach gefördert oder man kann genügend finanzielle Mittel aufbringen und sich in ein Team einkaufen, um in einer Rennserien zu fahren, in denen man sein Talent geltend machen kann“ macht Marcel deutlich. Aufgrund des erstaunlichen Aufwands, der bereits bei einem einzigen Rennlauf nötig ist, scheint es nur logisch, dass die Ausübung des Motorsports viel Geld erfordert. Abhängig von der Rennserie entstehen Kosten von kleinen vierstelligen bis hin zu Millionensummen bei der Formel 1, die meistens von Sponsoren getragen werden. Aber auch bei der Sponsorensuche ergeben sich oft Schwierigkeiten. „Gute Sponsoren müssen bereit sein, den Fahrer und das Team auch langfristig zu unterstützen und Niederlagen mitzutragen“ erläutert der Motorsportler nun in seiner schwarzen Fahrerkleidung mit der neongelben Aufschrift Schaaf Motorsport, die er sich speziell für dieses Hobby anfertigen ließ. Selbst wenn man Sponsoren von sich überzeugen konnte, bleibt es unsicher, ob es der Fahrer zum Profi schafft. „Beauftragte Talentscouts picken Talente heraus, aber nur in bestimmten Rennklassen, für die man schon viel investieren muss, um in diesen Serien fahren zu können. Die eine oder andere Tür wird bei einem Sichtungslauf halb geöffnet, dennoch muss man sich später gegen die Konkurrenz beweisen“ erklärt er.

Auch Marcel ist im Moment noch auf Sponsorensuche, um sich die Renneinsätze bei den Langstreckenren-nen öfters leisten zu können. „Nur wer professionell auftritt, hat gute Chancen, im Tourenwagensport beste-hen zu können und eine Amateurlaufbahn einzuschlagen“ sagt er nüchtern. Dabei lässt er sich von nichts unterkriegen und verfolgt stets sein Ziel: einmal mit einem Team auf seiner Lieblingsstrecke der Nordschleife auf dem Nürburgring beim 24- Stunden- Rennen mitzufahren am liebsten in seinem Traumauto einem GT3 Rennfahrzeug.

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